BIM Vereinbarungen

Die Building Information Modeling (BIM) Technologie basiert nicht auf der Einführung einer neuen Software Technologie, sondern vielmehr auf einem ganzheitlichen Planungs- und Arbeitsprozess zur optimierten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden. Wie bereits in meinem letzten Blogeintrag erläutert, werden die dazu notwendigen Grundlagen in der Regel zu Projektbeginn vereinbart, um ein gemeinschaftliches Handeln und Planen auf Basis der BIM Technologie zu ermöglichen. Ein Teil dieser Grundlagen sind die sogenannten BIM Vereinbarungen, die auch als „BIM Execution Plan“ (BxP) oder „BIM Projektabwicklungsplan“ (PxPR), bekannt sind und ein transparentes Vorgehen im gesamten Projektablauf ermöglichen sollen.

Als erster Einstieg für alle Projektbeteiligten und Vorlage für die Entwicklung der BIM Vereinbarungen bietet sich zunächst der „BIM-Leitfaden für Deutschland“ an, der durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumentwicklung (BBR) in Auftrag gegeben und im Frühjahr 2014 veröffentlich wurde:

Im Rahmen eines allgemeinen Überblicks richtet sich der BIM-Leitfaden für Deutschland an Bauherren, Planer, Bauunternehmen, das Baugewerbe, Handwerker, Produkthersteller und Softwareunternehmen. Der Leitfaden erläutert die notwendigen Begrifflichkeiten, die zur Orientierung in diesem Umfeld notwendig sind, gibt einen Überblick über Anstrengungen zu BIM im In- und Ausland und beantwortet grundsätzliche Fragen zur zielbringenden Einführung und dem korrekten Umgang mit BIM. (BIM-Leitfaden für Deutschland: Ziel und Inhalt des Leitfadens)

Darüber hinaus gibt es auch eine Reihe von international veröffentlichten Leitfäden und ausführlichen Beispielen, die als Grundlage zur Entwicklung der BIM Vereinbarungen genutzt werden können. Ein Leitfäden, den ich z.B. sehr häufig verwende und in diesem Zusammenhang empfehlen möchte, ist der „BIM Project Execution Planning Guide“, der 2010 durch die Computer Integrated Construction (CIC) Research Group innerhalb des Department of Architectural Engineering der Pennsylvania State University veröffentlicht wurde.

Der Erfolg eines BIM-basierenden Projektes hängt zunächst von vielen Faktoren ab, aber es gibt in diesem Zusammenhang vier Hauptfaktoren: Menschen, Prozesse, Technologien und Richtlinien. Basierend auf meiner persönlichen Erfahrung komme ich zu dem Ergebnis, dass der größte Einflussfaktor dieser Vier die Menschen – und somit die Projektbeteiligten – selbst sind. Wie auch im BIM-Leitfaden für Deutschland angemerkt wird, entscheiden sie durch ihr Wissen und ihrer Motivation darüber, ob BIM-Prozesse und die Methode als Ganzes erfolgreich ausgeführt werden können oder zu einem Misserfolg führen.

Aus diesem Grund ist es erforderlich bereits zu Beginn eines BIM-basierenden Projektes die BIM Vereinbarungen festzulegen, um im Ergebnis das Zusammenspiel aller Projektbeteiligten zu fördern und ein transparentes Vorgehen im gesamten Projektablauf zu ermöglichen. In der Regel werden dazu im ersten Abschnitt der BIM Vereinbarungen die grundlegenden BIM Anforderungen von Seiten der Auftraggeber vorgegeben und im Folgenden die Umsetzung von Seiten der Auftragnehmer definiert.

Projekt und BIM Ziele: Die Festlegung der Projektziele im allgemeinen sowie die BIM Ziele im speziellen sind in der Regel die ersten Punkte innerhalb der BIM Vereinbarungen. So sollte z.B. definiert werden, ob und wie ein Projekt auf Basis der projektorientierten Arbeitsteilung in einem BIM Modell umgesetzt werden soll (BIM Level 2). Des Weiteren sollten die Prioritäten im Projekt klar dokumentiert werden, sofern sich diese nicht bereits aus den vereinbarten Leistungsphasen nach HOAI ableiten lassen. Dies könnten z.B. neben der Erstellung der Planungsunterlagen auch Vorgaben zur Planungs- und Arbeitsoptimierung sowie der Optimierung der Kosten sein. Darüber hinaus können auch weitere BIM relevanten Themen aufgeführt werden, die Teil der eigentlichen BIM Vision sein sollen. So können z.B. auch Regeln zur notwendigen Kollisionsprüfung während der Planung oder zum Export von sogenannten COBie Daten (Construction Operation Building Information Exchange) als Basis zur Erstellung eines qualifizierten Raumbuchs oder dem generieren der Fenster- und Türlisten definiert werden.

Art der BIM Ausführung: Im nächsten Kapitel sollte die Art der gewünschten BIM Ausführung durch den Auftraggeber festgelegt werden. So ist z.B. zu klären, ob es projektspezifische Vorgaben zur BIM Implementierung gibt. Dazu gehören auch Vorgaben zur Koordination und Kommunikation im Projekt sowie die Definition von weiteren technischen Rahmenbedingungen. Von großer Wichtigkeit ist diesbezüglich auch die BIM Ausführungsmatrix zur Festlegung bzw. Auflistung der vereinbarten BIM Ausführungen nach Leistungsphasen sowie die Definition von zusätzlichen BIM Leistungen. Im letzten Teil dieses Kapitels sollten Angaben zur Ausführungsqualität der Modellinhalte gemacht werden. Wie aus traditionellen Projekten bereits bekannt sein sollte, ist auch in einem BIM-basierenden Projekt eine Definition und Vorgabe der Schnittstellen vorzunehmen. Die Schnittstellendefinition legt dazu zunächst die für die Erstellung eines Modellelements zuständigen Autoren bezogen auf die jeweilige Leistungsphase fest. Die Detaillierung der Modellelemente bzw. die Definition der modelbasierenden Detailierungsgrade selbst kann jedoch unterschiedlich definiert werden, da es in Deutschland noch keinen verbindlichen Detailierungsstandard gibt. Es empfiehlt sich deshalb, sich an bereits bestehenden internationalen Standards zu orientieren, wie z.B. den sogenannten „Level of Developments“ (LOD 100-500).

Rollen und Aufgaben: Die verschiedenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten einzelner Projektbeteiligter können innerhalb der Projektbearbeitung zunehmen. Deshalb sollten innerhalb der BIM Vereinbarungen die relevanten Aufgabenbereiche definiert werden. Es muss dazu zwischen den traditionelle Rollen und Aufgaben, wie z.B. dem Projektsteuerer, Projektleiter oder dem Projekt Architekten und den BIM spezifischen Rollen und Aufgaben unterschieden werden. BIM spezifische Rollen können z.B. der sogenannte Projekt BIM Manager, Model Manager oder Coordinator sowie der BIM Technician sein.

Kooperation und Prozesse: Um eine interne, standortübergreifende Kooperation einfach und klar darstellen zu können, bietet sich in der Regel die Entwicklung eines Organigramms an. Ebenso sollte auch ein projektspezifisches Prozessdiagramm integriert werden, um die BIM Prozesse im Zusammenhang mit den vertraglich vereinbarten Leistungsphasen nach HOAI besser zu verstehen und umsetzen zu können. Ein weiterer Punkt ist die sogenannte Modellspezifikation. Sie beinhaltet z.B. Vorgaben zur Struktur der BIM Modelle, der Datenablage und der notwendigen Koordination dieser, sowie die jeweiligen Ansprechpartner bzw. die verantwortlichen Modellelementautoren der jeweiligen Planungsbeteiligten.

Datenaustausch und Datenmanagement: Ausgehend von einem gültigen Rahmenterminplan sollten innerhalb dieses Kapitels die Übergaben von Daten und Dokumenten in der jeweils vereinbarten Form festgelegt werden. In diesem Zusammenhang ist zunächst zu definieren, ob es sich bei der technischen Ausführung um ein sogenanntes „Social BIM“ oder „Non-Social BIM“ handelt. Besteht z.B. ein direkter Zugriff auf das BIM Modell durch die Verwendung von einheitlichen Software Applikationen (z.B. Revit Architecture, Revit Structure und Revit MEP) wird dies allgemein als „Social BIM“ bezeichnet. Sofern also ein direkter Zugriff auf das BIM Modell besteht, werden die enthaltenen Planungsinformationen direkt verwendet. Ein expliziter Informationsaustausch muss dann nicht zwingend stattfinden. Diese Thermologie sollte jedoch nicht mit dem sogenannten „Open BIM“ bzw. „Closed BIM“ verwechselt werden. Hierbei handelt es sich vielmehr und die Verwendung von offenen bzw. nicht offenen Software Applikationen, die in der Regel durch die Verwendung von unterschiedlichen Schnittstellen zum Verlust von Planungsinformationen führen können. Darüber hinaus sind in diesem Abschnitt auch bestehende CAD Standards und Vorgaben anzugeben, die z.B. Angaben zu den erforderlichen Maßeinheiten und Koordinatensystemen enthalten sowie eventuelle Vorgaben bezüglich der Namenskonventionen im BIM Modell selbst.

Software Lösungen: Um eine gemeinschaftliche Bearbeitung der BIM Modelle zu ermöglichen, ist es darüber hinaus auch erforderlich im Bereich der Hard- und Software gewisse Vorgaben zu definieren. In der Regel sollte natürlich die Auswahl der jeweiligen Software Lösungen den Planungsbeteiligten selbst überlassen werden, soweit diese den gemeinschaftlich festgelegten Vorgaben der BIM Vereinbarungen erfüllen und die Grundvoraussetzung einer BIM fähigen Software abbilden. In diesem Zusammenhang könnten auch weitere Rahmenbedingungen vordefiniert werden, die die Verwendung eines sogenannten Datenmanagementsystems (DMS) regeln. Dies beinhaltet z.B. die Verwendung eines Projektservers sowie die strukturellen Vorgaben bezüglich der Ablagestruktur und der notwendigen Archivierung während des gesamten Projektverlaufs.

Qualitätsmanagement: Als letzten Punkt möchte ich auf das sogenannte Qualitätsmanagement eingehen, denn es empfiehlt sich innerhalb der BIM Vereinbarungen auch gewisse Vorgaben zur Qualitätskontrolle festzulegen. So können z.B. Termine zur regelmäßigen Qualitätskontrolle in bestimmten Intervallen gefordert oder die unterschiedlichen Qualitätskontrollarten, wie z.B. Sichtprüfungen (grafische Informationen), Prüfungen der Entwurfsabsicht (Normen) oder der Parametrik (nicht-grafische Informationen) sowie der Vollständigkeitsprüfungen (Datenaustausch) festgelegt und differenziert werden. Besonders die Überprüfung der Modellintegrität durch die Möglichkeit der Kollisionsprüfung nimmt im Bereich des Qualitätsmanagement eine besondere Rolle ein, da diese Art der Prüfung in der traditionellen Planung basierend auf der noch vorherrschenden 2D Planung kaum eingesetzt werden kann.

Zusammenfassend ist noch einmal zu unterstreichen, dass für die erfolgreiche Zusammenarbeit und Umsetzung eines BIM-basierenden Projektes sich die Projektbeteiligten bereits zu Beginn über die BIM Ziele im speziellen und den notwendigen BIM Vereinbarungen im Ganzen einigen müssen. Nur dann können die vereinbarten Grundlagen in die Verträge einfließen und für eine erfolgreiche Umsetzung der BIM Technologie genutzt werden. Darüber hinaus dienen die BIM Vereinbarungen in dieser Form vor allem dem organisiertem BIM Management, um Einsatz, Entwicklung und Ausführung gegenüber dem Kunden qualitativ gewährleisten zu können.

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